Am Sonntag, 5. November, sind um 18 Uhr die Kulturgottesdienste in der Bartholomäus-Kirche zu Gast. Für ihren Einstand in Barrien fiel die Entscheidung auf einen stilleren Gottesdienst, der ohne Predigt und ohne liturgische Anteile auskommt. Pastor Florian Schwarz, der Initiator der Kulturgottesdienste, liest gemeinsam mit der Hannoveraner Sängerin Sabine Berkefeld aus dem Briefwechsel zwischen Helmut James Graf von Moltke und seiner Frau Freya. Moltke gehörte dem Kreisauer Kreis an, einer Widerstandsgruppe, die anders als die Gruppe um Staufenberg keinen Umsturz der Nazidiktatur plante, sondern sich vorbereitete auf die Zeit, nachdem die Faschistenherrschaft in sich selbst zusammengebrochen ist. Alleine schon das Nachdenken über Alternativen zum 3.Reich hat ausgereicht, dass Moltke zum Tode verurteilt wurde. „Wir werden gehenkt, weil wir zusammen gedacht haben“, bringt er es in einem seiner letzten Briefe an seine Frau auf den Punkt. Berührend sind die Zeilen der Briefe, die vom KZ-Seelsorger an den SS-Schergen vorbei geschmuggelt wurden. Und in Ihnen ist alles enthalten, was einen Gottesdienst ausmacht: Kyrie und Gloria, Gebet und Credo.
In einer Zeit, in der die Erben der mörderischen Nazis unsere Demokratie erneut gefährden, sind die Worte aus dem Todestrakt des Volksgerichtshofes ein Zeugnis für die Kraft der Hoffnung und eine Mahnung an uns, unsere Demokratie zu schützen vor den Angriffen der braun-blauen Menschenverächtern.
(Text: Florian Schwarz)