Die Bischofskonferenz der VELKD hat sich bestürzt darüber gezeigt, dass zum 85. Jahrestag der Novemberpogrome Jüdinnen und Juden in Deutschland erneut durch antisemitisch motivierte sprachliche und reale Gewalt bedroht werden. „Die unheimliche Aktualität des Gedenktags veranlasst uns, eine Selbstverständlichkeit zu betonen: Jüdisches Leben muss in Deutschland unbeschwert möglich sein. Es ist unerträglich, wenn mitten in deutschen Großstädten antisemitische Parolen gegrölt und plakatiert werden, wenn Synagogen, jüdische Friedhöfe und Mahnmale polizeilich beschützt werden müssen, wenn jüdische Eltern Angst haben, ihre Kinder in Kitas und Schulen zu schicken“, heißt es in dem Schreiben, das die 16 Mitglieder des Gremiums, darunter alle Landesbischöf:innen der sieben VELKD-Gliedkirchen, unterzeichnet haben.

Selbstkritisch zur eigenen Tradition merkt die Stellungnahme an: „Die Berufung auf Martin Luther verpflichtet uns zu einer ausgeprägten Sensibilität für jeden despektierlichen Umgang mit der jüdischen Religion, ihren Gläubigen, ihren heiligen Orten und ihren Symbolen. Luthers antijudaistische Schmähungen, auf die sich auch die Nationalsozialisten in ihrem antisemitischen Furor berufen haben, stehen für uns im denkbar größten Gegensatz zu dem Glauben an den einen Gott, der sich in dem Juden Jesus offenbart hat.“ Deshalb sehen sich die lutherischen Geistlichen in besonderer Verantwortung, „im Erinnern an die schreckliche Geschichte der Deutschen im Umgang mit Jüdinnen und Juden für ein Miteinander aller Menschen im Geist der Nächstenliebe zu werben – ein Gebot der Tora, das Jesus als ‚höchstes Gebot‘ unterstreicht“. Die Bischofskonferenz ruft alle in Deutschland Lebenden dazu auf mitzuhelfen, „die Nation des einstigen Naziterrors zu einem Land des friedlichen Miteinanders und gegenseitigen Respekts zu machen und als solches zu erhalten“.

Quelle: VELKD